Wenn Du das noch nie hattest, wenn Du noch nie Angst vor dem Fertigwerden hattest und Du immer alles direkt machst, ohne Umwege zu nehmen, abzuwarten oder zu zögern – dann herzlichen Glückwunsch! Diesen Blog-Beitrag brauchst Du nicht lesen und Du kannst die Zeit nutzen, um Dich direkt Deinem nächstem Projekt zu widmen. Vielleicht gibt es aber auch in Deinem Leben ein Projekt oder Vorhaben, dass Dich länger begleitet und mit dem Du nicht fertig wirst. Du hast bereits viel Zeit und Energie in Dein Projekt investiert und hast trotzdem Angst davor, fertig zu werden. Genau um dieses Phänomen des Nicht-Fertig-Werdens oder Nicht-Fertig-Werden-Wollens und den Umgang damit geht es in diesem Beitrag.

Ich kenne Dein persönliches Projekt nicht, aber mal angenommen, Du möchtest einen Halbmarathon laufen: 21,0975 km. Die meisten Menschen werden sich für diese Strecke vorbereiten müssen. Das heißt, Du quälst dich nach der Arbeit noch in Deine Laufschuhe und trainierst. Erst läufst Du 5 Kilometer, dann 10 Kilometer und irgendwann 15 Kilometer. In der Woche vor dem Halbmarathon schraubst Du das Training etwas zurück und freust Dich auf den Halbmarathon.

Am großen Tag läuft zu Beginn alles gut: Das Wetter passt, die Schuhe drücken nicht, die Zuschauer feuern Dich an, vielleicht begleiten Dich sogar Freunde oder Familie bei Deinem Projekt. Du läufst los, ab Kilometer 15 fangen dann die Schmerzen an und Du kämpfst dich zu Kilometer 19 durch. Noch 2 Kilometer – Du denkst noch einmal an den ganzen Aufwand zurück, das Training und Du kannst es kaum erwarten das Ziel zu erreichen. Auf der Zielgeraden hast Du noch 200 Meter vor Dir, Deine Beine spürst Du kaum noch. Du läufst – und bleibst plötzlich stehen. Pause. Ende? Du stehst da und gehst nicht weiter. Du schaust Dich um und verlässt die Strecke. Vielleicht holst Du dir noch etwas zu trinken, dann fährst Du nach Hause. Den Halbmarathon hast Du nicht beendet.

Jetzt denkst Du vielleicht, auf der Zielgeraden bleibt sicherlich niemand mehr stehen und geht nach Hause, aber genau dieses Stehenbleiben kann es auch bei Deinem Projekt geben. Dein Projekt oder Vorhaben begleitet Dich schon über eine lange Zeit und es nimmt Dich ein, sowohl zeitlich als auch gedanklich. Vielleicht dient es Dir sogar als Ausrede, andere Dinge nicht zu tun? Es lenkt Dich von anderen Themen ab, über die Du nicht nachdenken möchtest. Diese Angst vor dem Fertigwerden ist eigentlich eine Angst vor Veränderung, die Angst vor der Frage „Was kommt danach?“, denn Du weißt nicht, was nach Abschluss Deines Projekts kommt.

Genau um mit dieser Angst umzugehen habe ich einen Impuls für Dich. Nimm Dir ein DINA4-Papier und lege das Blatt quer vor Dich. Erstelle eine Zeitleiste, indem Du einen Strich quer über das Blatt ziehst. Markiere die Mitte der Linie mit einem Punkt: Dies ist das Jetzt/Heute/Deine Gegenwart. Nach links geht es in die Vergangenheit, nach rechts führt die Linie in die Zukunft. Starte mit der Vergangenheit und schreibe auf, welche Veränderungen Du bereits gemeistert hast, beispielsweise die Veränderung eines Umzugs oder das Abschließen einer Ausbildung. Sammle dabei so viele Veränderungen wie möglich. Gehe danach in die Gegenwart und schreibe Dir die Personen auf, mit denen Du über Deine Angst, die Herausforderung des Fertigwerdens, sprechen kannst und mache genau das in den nächsten Tagen und Wochen. Sprich darüber, was diese Angst mit Dir macht. Dann schreibe für die Zukunft die Dinge auf, die Du tun möchtest, sobald Du Dein Projekt fertig gestellt hast. Brainstorme, auf welche Dinge Du Dich in der Zukunft freust.

Überlege Dir: Wie viele Stunden nimmt Dich Dein Projekt ein? Denke dabei an die Stunden, die Du aktiv damit verbringst, aber auch an jene passiven Stunden, in denen sich Deine Gedanken darum drehen. Schreibe diese Stundenzahl auf. Anschließend nimm Dir Post Its und schreibe auf jedes Post It eine Sache, die Du bei der Zukunft notiert hast und gerne machen möchtest, wenn Du Dein Projekt abgeschlossen hast. Wenn Du fertig bist, kannst Du wieder in die Sauna gehen (3 Stunden) oder Freunde treffen (4 Stunden). Verfahre so bei jedem Post It und schreibe die Stundenzahl auf, die diese Aktivität füllt. Verteile die Post Its in Deiner Wohnung, damit sie Dich an die positiven Möglichkeiten erinnern, die Du in der Zukunft nach Projektabschluss hast. Es wird Dir helfen, das alte Projekt abzuschließen und Dich auf neue zu freuen.

Schau zurück, sammle Kraft in der Vergangenheit, hole Dir Support und Zuhörer in der Gegenwart und entwickle für Dich Vorfreude auf die Zeit nach dem Fertigwerden.